Radeberger SV II vs. HVH Kamenz 28:22 (14:11)

In der Vorsaison war es eine ebenso knappe wie vermeidbare Pleite der Lessingstädter in Radeberg, die das Ende aller Meisterschaftsträume zumindest andeutete; damals fehlte es dem HVH allerdings auch an einer konkurrenzfähigen Besetzung.

Bei der Neuauflage des Duells an der Stätte des glorreichen Pokaltriumphs von Anfang Mai war der Gast deutlich besser aufgestellt, kassierte dafür aber eine umso deftigere Niederlage.

Auf eine leichtere Aufgabe zu spekulieren, weil Routinier Jan Schulz dieses Mal nicht für die RSV-Reserve auflief, war ein Trugschluss. Denn die Bierstädter hatten im Rückraum gewaltig aufgerüstet, bedienten sich der beiden Verbandsliga-Kader Tim Bellmann sowie Markus Dorschner; der Erstgenannte hat alle drei Matches des A-Teams bestritten (13 Tore), und der baumlange Dorschner war erst am Vortag gegen den HSV Dresden II zum Zuge gekommen (1 Tor). Ob der Einsatz eine Etage tiefer mit den Regularien vereinbar ist, vermag der hier Unterzeichnende nicht beurteilen – etwas seltsam mutet es allemal an. Und um das klarzustellen: Daran allein lag es nicht, dass der Titelaspirant am Robert-Blum-Weg beinahe unter die Räder kam.

Wie schon gesagt war der HVH gut bestückt, doch eine ganz wichtige Personalie fehlte dennoch: Dennis Oswald wurde als Bollwerk in der Deckung an allen Ecken und Enden vermisst. Die A-Junioren Konrad Pöhland und Nicolas Herrmann waren dem Angriffswirbel der Hausherren hoffnungslos ausgesetzt – das die eine Komponente. Das zweite Manko war ungleich gravierender; mit Ausnahme von Herrmann fand keiner der noch in der Vorwoche glänzenden Spieler zu einer Normalform beim Abschluss. Was Martin Kaiser, Lukas Rietschel und auch Pöhland im Angriff „versemmelten“, muss den einmal mehr coachenden Mirko Herrmann zur schieren Weißglut gebracht haben. Radebergs Lars Hoffmann mag ein sehr guter Keeper sein – ihn aus besten Positionen berühmt zu schießen oder wie Kaiser in der 37. Minute das Leder freistehend fast in Richtung Hallendach zu katapultieren, war dann doch nicht im Sinne eines angestrebten Punktgewinns.

Letzten Endes war es eine Lehrstunde speziell für die Nachwuchsleute; aus Nachmittagen wie diesen müssen die richtigen Schlüsse gezogen werden.

Und wo viel Schatten ist, zeigt sich meistens doch noch ein kleines Licht: Der sein Debüt bei den Männern gebende Jungspund Benjamin Werner wusste auf der vakanten Rechtsaußen-Position vollends zu überzeugen, ließ sich von den vielen „Fahrkarten“ seiner Mitspieler nicht anstecken und netzte erstaunliche 5-mal ein. Ob er auf Dauer das Problem auf dieser Schlüsselstelle lösen wird, bleibt indes fraglich, weil auch Werner ein Rechtshänder ist … für gehobene Effizienz braucht es von Rechtsaußen freilich jemand mit einer linken „Klebe“. Sei es drum.

Den Rest zum verkorksten Trip an die Große Röder besorgte ein Schiedsrichter-Gespann, das wohl hoffentlich nicht die Spielberichte hier im Mitteilungsblatt studiert hat: Waren die Lessingstädter in der Vorwoche ein bisschen im (Pfeifen-)Glück gewesen, so sahen sie sich dieses Mal doch hin und wieder verschaukelt. Bei einem klaren Gesichtstreffer gegen Torwart Jerome Jork gab es keine Zeitstrafe (3. min), und auch das Siebenmeter-Verhältnis war mit 6:3 für Radeberg reichlich unausgewogen. Aber solche Dinge sollen sich im Verlauf einer Spielzeit bekanntlich ausgleichen, hat zumindest der unvergessene Bernd Mainitz immer gepredigt.

Ob die Kamenz-Haselbachtaler die beiden Minuspunkte vom Sonntag wiedergutmachen können, wird sich zeigen müssen. Cunewalde II und Rot-Weiß Sagar geben verlustpunktfrei erstmal die Marschrichtung vor.

HVH mit: Jork, Nitsche; Herrmann (8/davon 2 Siebenmeter), Werner (5), Kaiser (2), Freudenberg (2), Rietschel (2), P. Hübner (1), Pöhland (1), Schäfer (1/1), Kunath

Text: Old Fred