Debütanten aus dem Nachwuchs helfen beim vierten Sieg

Es ist das eine, wenn Trainer Alexander Miehle (auf dem Foto links) seinen Kader immer mal wieder umstellen muss, weil einige Akteure aus unterschiedlichen Gründen fehlen. Es ist freilich was anderes, wenn sich im dritten Saisonmatch der wichtigste Torjäger der Lessingstädter (Martin Kaiser) so schwer verletzt, dass er für sehr lange Zeit ausfällt, ungünstigstenfalls bis Ende der Spielzeit. Da gerät der offen artikulierte Aufstiegswunsch schnell in Gefahr, und der Zittersieg über Sohland/Friedersdorf muss wohl bei den Verantwortlichen einige Denkprozesse ausgelöst haben: Man mache aus der Not eine Tugend – und setzte vermehrt auf die eigene Jugend! Was Lessing soo vermutlich nicht reimte, wurde konsequent in die Tat umgesetzt, denn mit Nicolas Herrmann (auf dem Foto rechts) und Sirius Kunath standen gegen Bernstadt II zwei A-Junioren auf der Platte, die Stunden zuvor in ihrer Altersklasse einen 28:22-Erfolg gegen die NSG Glauchau-Meerane-Limbach-Oberfrohna eingefahren hatten. Physische Probleme kennen die Beiden nicht, aber was viel mehr verblüffte war, dass es besonders dem Sohn des HVH-Urgesteins (und A-Jugend-Coaches) Mirko Herrmann in keinster Weise an Selbstvertrauen mangelte. Es dauert exakt 4 Minuten und 55 Sekunden, da versenkte der 17-Jährige erstmals in einem Männer-Pflichtspiel einen Ball im gegnerischen Kasten. Diesem 2:0 ließ der Youngster im Verlauf der Partie noch acht weitere Einnetzer folgen. Nun muss der Wahrheit halber natürlich angemerkt werden, dass die Reserve des Verbandsligisten ein recht dankbarer Kontrahent für diesen Test der besonderen Art war, der im Verlauf des 60-Minüters nicht ein einziges Mal in Führung gehen konnte oder einen Gleichstand erzielte. Wenn sich das Resultat dennoch in akzeptablen Grenzen hielt, dann lag das an der wirklich schlechten Wurfquote der Hausherren: 29 Fehlwürfe (!) waren entschieden zu viel des Guten und sorgten auch bei Miehle für ein gewisses Magengrummeln: „Irgendwann werden uns diese ausgelassenen Chancen wichtige Punkte kosten“, sinnierte der Hoyerswerdaer in HVH-Diensten nach Feierabend. Der andere Grund für das Ausbleiben eines durchaus möglichen Kantersieges waren die vielen Zeitstrafen gegen die Hausheeren: Die Blau-Weißen kassierten 7 der insgesamt 10 zweiminütigen Zwangspausen durch das ausgesprochen strafenfreudig amtierende Schiedsrichtergespann Friese/Usemann, das obendrein zwei Disqualifikationen aussprach (beim HVH traf es Dennis Oswald/47. min). Beide Teams zeigten sich indes wenig beeindruckt von diesen Maßnahmen und gingen bis zum Schluss rustikal zur Sache; das bekam auch Nicolas Herrmann zu spüren, der einige Male unsanft auf den Hallenboden komplimentiert wurde. Dies wiederum machte sich auch in der Wurfgenauigkeit bemerkbar; immerhin gingen 9 der 29 „Fahrkarten“ auf sein Konto. Aber hey: Wer nicht wirft, kann auch nicht treffen. Also wer will es diesem sympathischen Debütanten verübeln? Tut sich natürlich die nächsten Baustelle für den Trainer auf, denn immer und ständig werden die Talente – die es ja in ihrer Junioren-Regionalliga mit Hochkarätern wie HC Elbflorenz oder LVB Leipzig zu tun bekommen – nicht zur Verfügung stehen. Wird vom Management einiges Geschick verlangen, sie wenigstens zu den Spitzenbegegnungen eventuell für die Männer auflaufen zu lassen. Dass sie ihren Sport verstehen, haben sie am späten Sonntagnachmittag eindrucksvoll bewiesen. Herrmann und auch Kunath haben ein Tor für die Zukunft aufgestoßen – wie es danach weitergeht, wird sich zeigen.

(Text & Foto: Old Fred)