in Remis als gefühlter Sieg

HVH Kamenz vs. HVO Cunewalde II – 29:29

Das war mal wieder ein Handball-Nachmittag wie in guten alten Zeiten: Eine sehr gut besuchte Halle, und dazu Sport auf einem hohen Niveau. Kunststück, war mit der Cunewalder Reserve der Spitzenreiter zu Gast, dem nach der Punketeilung in der Lessingstadt der Staffelsieg kaum noch zu nehmen sein wird. Dass es für das Team von Coach Alexander Miehle nicht mehr eine Art Finale um den Meistertitel werden konnte, war den zuletzt schwachen Auswärtsauftritten anzulasten: Nur ein mageres Pünktchen aus den Begegnungen in Sohland und Bernstadt waren definitiv zu wenig, um nochmal ganz oben „anklopfen“ zu können. Gewiss hatten Verletzungen und Krankheit für die Misere gesorgt, doch kann dies nicht als alleinige Ausrede gelten. Denn auch gegen die Oberländler fehlten mit dem Langzeitverletzten Martin Kaiser sowie Henning Schäfer und Patrick Hübner wichtige Akteure. Trotzdem gelang eine mitreißende Leistung, die beinahe mit einem Sieg gekrönt worden wäre. Und das gegen einen mit voller Kapelle angereisten Kontrahenten, angeführt von Daniel Kästner, einer Institution im ostsächsischen Handball, der in jüngeren Jahren sogar 2. Bundesliga spielte und seitdem zahlreiche Stationen als Spieler wie auch Trainer durchlief. Inzwischen ist er 48 und nicht mehr der Allerschnellste, wie die 6. Minute bewies, als ihm der Kamenzer Jungspund Nicolas Herrmann beim Kontertor zum 3:1 auf und davon lief. Aber natürlich ist Kästner als Regisseur und Torschütze eine unentbehrliche Hilfe für die Männer vom Czorneboh, wiewohl die größte Gefahr von deren Linkshänder Tom Kaiser ausging, den die HVH-Deckung nie in den Griff bekam (10 Treffer). Auch der erwähnte Anfangsvorsprung der Hausherren hatte nicht lang Bestand; der Tabellenkrösus berappelte sich und
ging schon in der 9. Minute in Führung (3:4), welche dann nur noch ein einziges Mal, beim 7m-Tor von Pascal Freudenberg zum 9:8 (19. min), abgeschenkt wurde. Und als HVOs Kaiser in der 25. Minute zum 10:13 einnetzte, schien das fast der K.o. für Miehles Mannen. Doch es spricht für die hohe Moral der selbigen, dass sie sich mit großem Kampfgeist in die Partie zurückbissen und der geballten Gästepower eigene Energie entgegensetzten: Das Match glich in der 2. Hälfte einem Tanz auf der Rasierklinge: Immer legte Cunewalde vor, immer wieder glichen die Blau-Weißen aus. Dabei fiel an diesem Tag einer besonders auf: Linksaußen Lukas Rietschel (siehe Foto), der mit seinen sechs Treffern – darunter ein sehenswerter Dreher zum 17:17 (37.) – einen Löwenanteil am Remis hatte. Der 21-Jährige war auch Protagonist der Schlussphase; erst glich er über seine Stammposition zum 29:29 aus, dann „klaute“ er der angreifenden HVO-Reserve den Ball. Zum Sahnehäubchen auf eine denkwürdige Leistung reichte es dann in den verbleibenden Sekunden leider nicht mehr. Wie gesagt: Ein Unentschieden, das sich wie ein Sieg anfühlte.

HVH: Tomschke, Pollack; Freudenberg (10/davon 5 Siebenmeter), Rietschel (6), Herrmann (5), Oswald (4), Franke (3), Kunath (1), D. Hübner, Miehle, Druschke

Text: Old Fred